Dass ich irgendwann in meinem Leben nochmal „Hey Jude“ von den Beatles singen würde, war mir irgendwie bewusst. Dass es in einer von einem schwulen Pärchen geführten Karaoke-Bar bei glühend heißem Schnaps neben meinem 64-jährigen japanischen Couchsurfing-Gastgeber im Süden Japans sein würde, kam mir dabei irgendwie nicht in den Sinn. Ein Bericht über kulturellen Austausch über Generationsgrenzen hinweg.
30 Stunden vorher. Gut gelaunt und fröhlich pfeifend laufe ich in der frühen Abendsonne durch die Straßen Fukuokas und genieße die Zeit. Warum meine Laune gerade so gut ist, kann ich mir nicht vollständig erklären, aber vielleicht liegt es ja daran, dass die Reise so langsam ordentlich an Fahrt aufnimmt. Gerade eben bin ich mit dem weltberühmten Shinkansen von Osaka gekommen, werde die kommende Nacht in einem Kapselhotel verbringen, habe eine Gelegenheit zum Couchsurfing gefunden und werde in wenigen Tagen ein Ryokan – ein traditionelles japanisches Gästehaus – besuchen. Ich habe tatsächlich allen Grund, gut gelaunt zu sein. Das kann mir auch die geschlossene Aussichtsplattform und der verpasste Sonnenuntergang wenige Stunden später nicht versauen.
Auf die Sekunde genau kommt mein Zug in Fukuoka an. Ohnehin gelten die Shinkansen als die pünktlichen Fernverkehrsmittel der Welt. Auch wenn ihre Geschwindigkeit nicht sonderlich beeindruckt, erreichen sie durch die bautechnische Trennung der Regionalbahn und die weitgehende Abkapselung der Strecke durch Mauern auf beiden Seiten der Gleise unglaublich geringe Verspätungen. Der durchschnittliche Shinkansen fährt mit einer Verspätung von 6 Sekunden ab. Kleiner Vergleich gefällig? Wenn man die Verspätung aller Shinkansen über einen ganzen Tag kumuliert, gilt das Ergebnis von 5 Minuten im Sinne der Deutschen Bahn noch nicht einmal für einen einzigen Zug als Verspätung.
Kurz nach meiner Ankunft werde ich auf der Straße von einem Herrn mittleren Alters angesprochen und in gebrochenem Englisch in Fukuoka willkommen geheißen. Ich nutze die Chance und frage nach Sehenswürdigkeiten in der Stadt, sodass wir uns einige Minuten unterhalten. Zum Abschied drückt er mir seine Visitenkarte in die Hand. Ich nehme sie mit beiden Händen an und studiere sie ganz genau. Auch wenn ich aufgrund der japanischen Schrift kein Wort verstehe, ist das hierzulande eine wichtige Geste. Einerseits zeigt es den Respekt, andererseits klärt es auf, in welcher sozialen und beruflichen Stellung sich der Gegenüber befindet. Das wiederum ist eine wichtige Information, um Verbeugungen angemessen tief und lang zu praktizieren. Wer einen niedrigeren Stand hat, verbeugt sich tiefer und länger. Als ich zu einer mittleren Verbeugung ansetzen möchte, rast mir eine Hand entgegen. Japaner haben sich daran gewöhnt, Besuchern westlicher Länder die Hand zu reichen. Sie sind jedoch mit unserem Handschlag ähnlich vertraut wie wir mit Verbeugungen. Der Händedruck des Herrn ist sehr schlaff.
Den Abend verbringe ich am Fukuoka Tower und dem davor liegenden Strand. Der Turm wirkt trotz seiner 234m Höhe vielleicht aufgrund seiner sehr dünnen Bauweise klein, ist aber architektonisch sehenswert.
Der Strand, der nur wenige Schritte vom Tower entfernt liegt, wird nach Einbruch der Dunkelheit von Jugendlichen genutzt, um große Wunderkerzen und kleine Raketen abzufeuern. Ich kaufe mir bei 7-Eleven ein Bier für 118 Yen und beobachte die Teenager. Eine Gruppe junger Männer spielt nur in Boxershorts bekleidet Fangen – ein bei uns eher ungewöhnliches Bild. Allgemein gewinne ich immer mehr den Eindruck, dass männliche Teenager in Japan ein vergleichsweise inniges körperliches Verhältnis pflegen. Im Zug die Hand auf dem Schoss des Anderen abzulegen oder längere Umarmungen konnte ich bei offensichtlich Bekannten schon öfter beobachten. Das ist dahingehend erwähnenswert, weil es das kuriose Verhältnis der Japaner zu körperlicher Nähe einmal mehr unterstreicht. Man muss in Betracht ziehen, dass Japaner im Allgemeinen sehr wenig Körperkontakt pflegen. Selbst Paare zeigen in der Öffentlichkeit nicht mehr Körperkontakt als gelegentliches Händchenhalten – während meiner ganzen Reise habe ich bisher genau ein (!) sich küssendes Paar erlebt. Auch Eltern pflegen zu ihren Kindern zumindest öffentlich kaum körperlichen Kontakt. In diesem Kontext erscheint die körperliche Nähe männlicher Jugendlicher zumindest ungewöhnlich.
Obwohl Japaner im Allgemeinen wenig Körperkontakt zueinander haben, stören sie sich andererseits kaum an körperlicher Enge. Dicht gedrängt in der Bahn zu stehen ist absolut normal und mit Verhältnissen unserer Nahverkehrsmittel kaum noch vergleichbar. Mir zumindest ist keine andere Stadt als Tokio bekannt, in der Menschen beruflich die Massen in der U-Bahn von außen zusammendrücken, um auch wirklich jeden Quadratzentimeter zur Maximierung der Passagieranzahl zu nutzen. Auch in Fahrstühlen drängen sich Japaner auf engem Raum zusammen, wo unsereins auf den nächsten Fahrstuhl warten würde. In einem Aufzug in Osaka fiel mir ein Schild auf, das für die geschätzt 5-6 m² Fläche eine Maximalanzahl von 24 Personen erlaubte. Natürlich ist es denkbar, dass dieses Phänomen aus der Not heraus entstanden ist – auf den nächsten Fahrstuhl oder die nächste Bahn zu warten, bringt überhaupt nichts. Diese ist genauso voll – aber es steht in einem interessanten Widerspruch zu oben genannter körperlicher Ferne.
Die folgende Nacht verbringe ich in einem Kapselhotel im Zentrum Fukuokas. Diese Erfindung spiegelt ein bisschen die nüchterne Herangehensweise Japaner an alltägliche Probleme wider. In den meisten Hotels braucht man eigentlich nur einen privaten Platz zum Schlafen und eine Möglichkeit, sein Gepäck sicher zu verstauen. Dusche, WC und Badezimmer hingegen werden kaum genutzt – kaum jemand wird öfter als ein Mal am Tag duschen – und könnten theoretisch unter den Gästen geteilt werden, um die Kosten für die Übernachtung zu senken. Die japanische Lösung: Sanitäre Einrichtungen werden geteilt, das Gepäck in Schließfächern untergebracht und zum Schlafen dient ein riesiger Saal, in dem viele kleine Boxen mit Öffnung nach vorne eingebaut werden. So hat der Gast beim Schlafen die nötige Privatsphäre – man kommt sich vor wie in einem eigenen Zimmer – und auf wenig Platz wird eine unglaublich hohe Anzahl an Gästen untergebracht. Es wirkt ein bisschen wie ein nobles Hostel mit Privatsphäre.
Als ich am nächsten Tag auschecke und Richtung Metro laufe, werde ich ein kleines bisschen nervös. Couchsurfing habe ich zwar schon oft gemacht, aber in Japan ist die Situation doch irgendwie grundlegend anders. Bin ich ausreichend vorbereitet, um verhaltenstechnisch nicht negativ aufzufallen? Ist das Englisch meines Gastgebers ausreichend, um sich normal unterhalten zu können? Und wie genau war das noch gleich mit den Schuhen? Beim Eintreten ausziehen, in Schlappen wechseln, diese wiederum beim Klobesuch gegen Badelatschen eintauschen?! Niemals mit Schuhe egal welcher Art auf Tatami-Matten?! Herrgott, wie soll ich mir das alles merken?
Angespannt steige ich an der Station Hakozaki-Kyudaimae und gehe wie mit Haruto (Name geändert) ausgemacht an den Ausgang, wo er mich erwarten soll. Sekunden nachdem ich dort ankomme, spricht mich ein Mann an – ich bin in Japan wohl nicht außerordentlich schwer zu finden. Vielleicht lag es ja an meinem Hinweis, dass ich einen grünen Rucksack vor den Bauch gespannt habe.
Haruto hat eine recht kleine Statur, ist aber für seine 64 Jahre körperlich noch fit. Er macht einen freundlichen und vor allem lebhaften Eindruck und spricht zu meiner Überraschung gutes Englisch, das für problemlose Verständigung absolut ausreicht. Gemeinsam gehen wir in seine Wohnung und er bietet mir anstatt des in Japan üblichen grünen Tees Kaffee an. Dankend nehme ich die Einladung an und wittere meine Chance, die vielen Fragen über japanische Kultur und Lebensweisen stellen zu können. Weil wir uns lange über verschiedene Themen unterhalten, verzichte ich an dieser Stelle auf ein Protokoll und lasse lieber die Antworten im Laufe der Berichte an passender Stelle immer wieder einfließen. So wie bereits im letzten Bericht – Hinweis für die weniger aufmerksamen Leser.
Zum Mittagessen gibt es in einem Restaurant ohne englische Speisekarte, Bilder oder Automaten – ergo hier hätte ich mich sehr schwer getan – rohen Fisch auf Reis – Lachs, Lachseier, Thunfisch, Tintenfisch, Muscheln – was wohl dem deutschen Bild der japanischen Küche am Nächsten kommt. Mit seinem Kleinwagen fährt Haruto mich durch die Gegend, zeigt mir die Insel Shika, die nur durch eine Sandbank mit dem Festland verbunden ist und erzählt mir die besondere Bedeutung der Bucht vor den Toren der Stadt. Im 13. Jahrhundert versuchten die damals mächtigen Mongolen, Japan innerhalb von nur sieben Jahren zwei Mal anzugreifen. Gegen die Übermacht vom Festland hatte das japanische Reich keine Chance und wäre verheerend geschlagen worden. Jedoch wurden die Mongolen bei beiden Angriffen direkt vor Fukuoka von Taifunen überrascht und hatten der zerstörerischen Macht der Natur mit ihren Schiffen nichts entgegenzusetzen. Die Japaner konnten sich den Zufall nur durch ein Eingreifen höherer Mächte erklären und nannten den rettenden Taifun fortan „Göttlicher Wind“ oder übersetzt „Kamikaze“. Als sich das Kaiserreich gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wieder einem übermächtigen Gegner ausgesetzt war, wollte man dem Glück etwas Nachdruck verleihen, indem man Piloten, die in selbstmörderischen Manövern ihre Flugzeuge in die des Gegners steuerten mit dem Namen des rettenden Taifuns bezeichnete.
Abends gehen wir in einem etwas teuren, aber schönen Restaurant essen. Zu den vielen Gängen, die uns auf den Tisch gestellt werden gibt es – quasi zum Herunterspülen – eine Art Schnaps (25%), die mit heißem Wasser aufgefüllt und getrunken wird. Als ich im Laufe des Gesprächs erwähne, dass ich die Vorliebe der salarymen – Arbeiter – für Karaoke-Bars interessant finde, lädt mich Haruto schon gut angeheitert ein, bei einem mit ihm befreundeten Paar, das eine entsprechende Bar betreibt, den Abend fortzuführen. Natürlich unter der Prämisse, dass auch ich etwas singen muss. Ich weiße ihn zwar noch darauf hin, dass ich von einem guten Sänger ähnlich weit entfernt bin wie Kim Jong-Un von gesundem Demokratieverständnis, aber weil auch ich schon eine Menge heißen Schnaps getrunken habe, willige ich ein.
Die Karaoke-Bar ist kleiner als ich mir eine solche Einrichtung vorgestellt hätte. Statt zahlreicher betrunkener Gäste, die sich wild rumhüpfend zum Affen machen, sitzen um die Theke vier weitere Gäste und singen japanische Schlager. Als man mich sah stand einer auf und lud mich ein. Statt griechischen Wein gab es noch mehr heißen Schnaps und schnell werde auch ich ans Mikrofon gebeten. Statt der allgemein hohen Qualität der Gesangsstimmen in der Bar – Haruto hat eine angenehm tiefe Stimme – ächze ich Beatles-Hits durch das Mikrofon. Das merkbar mitlaufende Autotune hilft ein klein wenig, aber mit Musik hat meine Darbietung nicht viel zu tun. Den Anderen ist das egal. Vielleicht wegen Alkohol, vielleicht wegen der japanischen Tradition, den Gegenüber nie das Gesicht verlieren zu lassen, ignorieren sie meine schlechte Darbietung und feiern stattdessen das Lied. Es macht Spaß, in Japan zu singen!
Als wir die Bar verlassen, entscheiden Haruto und ich uns noch für einen Absacker in einer normalen Kneipe – ganz ohne Musik. Dort angekommen gehen wir in den zweiten Stock, wo nur eine weitere Gruppe bestehend aus einem Mann und drei Frauen – auf den ersten Blick alle in meinem Alter – sitzen. Haruto begrüßt sie, wechselt kurz ein paar Worte und meint dann, dass wir eingeladen wurden, uns zu der Gruppe dazuzugesellen. Später wird er mir erzählen, dass die Damen wohl Interesse an mir gehabt hätten, was ich schon allein deshalb anzweifle, dass keine der Frauen Englisch sprach. So kam es also, dass wir zu sechst am Tisch saßen und Haruto manchmal etwas erzählte und manchmal meine Aussagen übersetzte. Die meiste Zeit war mir nicht genau klar, worüber geredet wurde, aber es wurde häufig auf mich gezeigt. Dazu ein Geräusch, das Japaner häufig und gerne machen, wenn sie entweder überrascht oder beeindruckt sind. Ein lang gezogenes „Oh“, das mit tiefer Stimme beginnt und schwungvoll höher wird. Der Abschluss gleicht unserer Betonung einer Fragestellung. Wahlweise kann der Laut auch durch ein „He“ ersetzt werden. Haruto erzählt, ich lächle, vier Gesichter schauen mich verdutzt an. „Oooh?“ „Oooh?“ „Heee?“ „Oooh?“ Einfach immer lächeln, ab und an – ohne etwas zu verstehen – nicken und den Moment genießen. Das Lächeln fällt mir nicht einmal schwer, denn tatsächlich finde ich die Szene sehr amüsant. Mindestens filmreif. In einer japanischen Bar nur unter Japanern zu sein ist eben ein toller Teil kulturellen Austauschs.
Als wir gehen, übernimmt Haruto ohne weitere Nachfragen die Rechnung für die ganze Gruppe. In Japan ist es durchaus üblich, dass das Gruppenmitglied höchsten Stands Rechnungen bezahlt, die Gruppe nach außen repräsentiert und für Fehler einzelner Mitglieder der Gruppe geradesteht. Vor einiger Zeit trat beispielsweise aufgrund eines Mords durch einen Polizisten der Polizeipräsident von Tokio von seinem Amt zurück. Weil wir nicht wissen, was die anderen beruflich machen, ist der Älteste der Gruppe das Mitglied höchsten Stands. Auch wenn die drei Frauen anders als erwartet alle ca. 40 sind – der Mann übrigens nur 27 – ist der Älteste zweifellos Haruto.
Beim Rausgehen gehen wir noch an zwei Damen an der Theke vorbei. Haruto grüßt, Haruto redet, wir werden eingeladen. Der Mann ist echt nicht schlecht! Kurzes Gespräch, mitten drin das Wort „Couchsurfing“, kurz höre ich meinen Namen, zwei Gesichter schauen mich an. „Oooh?“ „Oooh?“ Dieses Mal handelt es sich tatsächlich um Gleichaltrige, die bei langsamer Aussprache auch etwas Englisch verstehen. Sie fragen, wann ich heiraten will. Au weia!
Auch von diesen neuen Bekanntschaften verabschieden wir uns nach einer Weile und gehen müde zurück in Harutos Wohnung. Ich falle auf die Matratze und schlafe sofort ein.
Am nächsten Tag serviert mir Haruto ein klassisches japanisches Frühstück. Weißer Reis ist selbstverständlich, darüber kommt ein rohes Ei. Das wirkt auf mich zwar etwas befremdlich, aber es schmeckt gut. Haruto klärt mich auf, dass meine Eltern wohl nicht ganz Unrecht hatten, dass man niemals rohe tierische Produkte essen solle – in Japan sind die Eier aber schon behandelt, um auch im rohen Zustand nicht gesundheitsschädlich zu sein. Mit einem Blatt Seetang versucht man, den entstehenden Brei mit den Stäbchen geschickt zu Rollen und zu einer Art Sushi zu verpacken. Zur zweiten Portion Reis – nur eine Portion zu essen, ist in Japan unüblich. Den Toten wird eine einzelne Portion vor den Altar gestellt – gibt es etwas, das an mit einer klebrigen Massen verbundene Bohnen erinnert. Der Geschmack wirkt ein wenig bitter. Außerdem stehen noch Miso-Suppe, gebratener Lachs und natürlich grüner Tee auf dem Tisch.
Haruto arbeitet als Bibliothekar an einer Junior High School außerhalb von Fukuoka. Weil ich mir die Schule doch ganz gerne mal anschauen will, fahren wir nach dem Frühstück durch die Gegend und landen nach ca. einer Stunde vor einem grauen Betongebäude in einer Stadt, die von der Einwohnerdichte her eher einem Dorf ähnelt. Weil es Sonntag ist und wir eigentlich gar nicht hier sein dürften, bittet Haruto mich, nur die Bibliothek zu besichtigen. Schade eigentlich, so ein Klassenzimmer hätte mich brennend interessiert.
Ich nehme eines der Bücher aus dem Regal und beobachte es. Wie war das eigentlich noch gleich mit der Schrift? Von oben nach unten? Von rechts nach links? Ich frage meinen Host und er klärt mich auf, dass japanische Schrift sowohl senkrecht als auch horizontal geschrieben werden kann. Die senkrechte Schrift liest man spaltenweise von rechts nach links und blättert auch die Seiten entsprechend um. Aus diesem Grund sind Bücher in Japan gegenüber unseren anders herum. Die waagerechte Version hingegen wird von links nach rechts gelesen und findet sich häufig in modernen Medien wieder. Als Zahlen werden übrigens für gewöhnlich arabische Zahlen benutzt – mathematische Notation kennt eben keine Grenzen. Nur in der Literatur gibt es Schriftzeichen dafür, was wohl den ausgeschriebenen Zahlen der deutschen Sprache entspricht.
Auf dem Rückweg passieren wir das riesige Toyota-Werk, das Bewohner in die Stadt ziehen sollte. Große gelbe Schornsteine ragen in den Himmel und zeigen unmissverständlich, dass hier ein riesiger Konzern am Werkeln ist.
Auf dem Rückweg frage ich Haruto, ob Glücksspiel in Japan ein Problem ist. Nach meinen Recherchen verfallen viele salarymen der Sucht und die enorme Anzahl bunt blinkender Spiel-Paläste lässt Grund zur Annahme, dass sich damit in Japan ziemlich viel Geld verdienen lässt. Ich werde aufgeklärt, dass vor allem Pachinko zu den großen Lasten der japanische Bevölkerung gehört. Es handelt sich hier um ein Spiel, das unserem Flipper ähnelt. Man schießt Kugeln auf das Spielfeld, das mit halb eingeschlagenen Nägeln übersäht ist. Mit Glück landet das Spielgerät in einem der wenigen Löcher auf dem Spielfeld und spuckt mehr Kugeln aus. Andernfalls muss nochmal geschossen werden. Ich erinnere mich, dieses Spiel in Osaka mit 100 Yen ausprobiert zu haben und Haruto ist verblüfft, dass ich mit so wenig Einsatz überhaupt spielen durfte. „Heee?“ Weil diese Spielhallen kein Geld an gewinnende Kunden ausgeben dürfen, werden die Kugeln – möglichst sollte sich die Anzahl vermehrt haben, was aber viel zu selten der Fall ist – gegen Sachpreise eingetauscht. Diese können direkt hinter dem Ausgang der Spielhalle in kleinen Schuppen für Geld „verkauft“ werden. Japaner haben eben eine pfiffige Lösung für alles.
Eine gute Portion Ramen – Nudeln in einer Schweinsknochenbrühe – später setzt Haruto mich vor meinem AirBnb ab. Ich danke ihm in meinem besten japanisch und setze zu einer Verbeugung an. Haruto reicht mir die Hand.
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