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Kochen in Hostelküchen

Um ehrlich zu sein ist in den letzten Tagen nichts wirklich Nennenswertes passiert. Ich war kurz in Hot Water Beach – dieser Strand ist dafür bekannt, dass man ein Loch in den Sand buddeln kann und durch Lava aufgeheiztes Wasser rauskommt -, habe in Waitomo mit Maori die Nacht durch gefeiert und bin über Rotorua hier in Taupo gelandet.

Taupo ist das Konstanz Neuseelands und für mich definitiv der Hot Spot bisher. Das Städtchen liegt an einem großen See, in dessen Hintergrund die (aktuell noch schneebedeckten) Berge zu sehen sind. Auch hier gibt es eine Quelle mit whirlpoolwarmen Wasser, Möglichkeiten zum Bungeejumping und Skydiving, Skipisten, Schwimmöglichkeiten und natürlich Segeltouren – so eine habe ich gestern gleich mal hinter mich gebracht.

Weil tatsächlich nicht viel mehr passiert ist, habe ich (um euch bei Laune zu halten) mir überlegt, eine neue Kategorie zu starten, die zumindest zu Beginn noch bei den Specials einsortiert wird. [Anmerkung 2 Jahre später: Aus der Kategorie ist nichts geworden.] Der Plan ist, euch Bürohengsten, Sesselhockern und Computertippern ein wenig zu erzählen, wie das Leben abläuft, wenn man mal als Backpacker unterwegs ist.

Da es für den ersten Eindruck keine zweite Chance gibt, habe ich mir ein Bombenthema für diesen Pilotbeitrag überlegt. Zugegebenermaßen, das ist vielleicht ein klein wenig übertrieben, aber ein kulinarischer Exkurs sollte doch schon irgendwie gut ankommen.

Zu den Dingen, die unabdingbar sind, um ein verfrühtes Ableben zu vermeiden gehört neben Sauerstoff, Wasser, Gerstensaft, Whisky und der Fähigkeit, auch betrunken noch zu erkennen, dass der Türsteher stärker ist eben unser tägliches Essen.  Und weil das so wichtig ist, ist der Mensch darin über die Jahre recht kreativ geworden. Steak, ob englisch oder durch, Paella, Wurstbrot, Shrimps, Hühnchensuppe – all das sind Dinge, von denen ein Backpacker…..nun ja, leider nur träumen kann.

 

Gekocht wird generell in Hostel-Küchen. Diese sind mehr oder minder sauber – Essensreste müssen durchaus mal vom Teller gekratzt werden – und bieten ein ausreichendes Arsenal an Kochutensilien. Herd, Mikrowelle, Töpfe und Pfannen gehören auf jeden Fall zur Standardausstattung.

Was zunächst schon fast wie daheim klingt, wird bei näherem Hinsehen plötzlich ein ganzes Stück schwieriger. Betrachtet man die Fläche, die jeder in der Küche anwesenden Person rechnerisch zur Verfügung steht, dann versteht man urplötzlich, warum ein New Yorker behauptet, seine 3m² Küche sei groß genug. Ein für Backpacker astronomischer Wert.

Tatsächlich kann es durchaus mal vorkommen, dass sich 40-50 Menschen eine Küche von schlappen 20-30m² teilen – Alltag im Nomads in Auckland. Gut, Vorteil daran ist, dass man schnell mit Leuten in Kontakt kommt, Nachteil hingegen, dass das weniger verbal, sondern mehr über Ellbogen funktioniert.

 

Die Essenskreationen selbst sind recht schnell und leicht abgehandelt. Pasta oder Reis. Ist günstig, macht satt. Instant Noodles werden generell im 10er-Pack gekauft, Makkaroni für die nächsten 3 Tage vorgekocht und Fleisch sieht man in Hostel-Küchen ungefähr so oft wie Donald Trump bei Weltfriedenskonferenzen. Ach ja, und dann gäbe es da noch die Baked Beans.

Diese schreckliche Erfindung der englischen Küche, die nicht nur für das englische Übergewicht und Doppelkinn verantwortlich ist, besteht einfach nur aus Bohnen, die in einer Art Ketchup getunkt in 400-Gramm-Dosen verkauft werden. Schmeckt in Ordnung und macht satt wie noch was. Und bringt den Zimmernachbar nachts um den Verstand. Jaja, die Hülsenfrüchte.

 

Zum Standard-Repertoire des Backpackers gehören zwei unerlässliche Hilfsmittel: Eine Coolbag und eine Dose. Ersteres dient dazu, gekühltes Essen auch auf Reisen brauchbar zu belassen, letzteres dazu, die für 3 Tage vorgekochten Makkaroni irgendwie zu verstauen. Spätestens nach 2 Tagen hat es dann auch jeder Neuankömmling verstanden – ohne die beiden geht es einfach nicht.

 

A propos Neuankömmlinge. Gerade die maskuline Ausprägung erkennt man in den Küchen dieser Welt sehr schnell. Es sind die, die zum Abendessen Toastbrot mit Marmelade essen. Ist noch vom Mittagessen übrig geblieben. Und vom Frühstück.

Jaja, wir Jungs kochen eben nicht gern. Daheim hat es immer irgendwie eine Möglichkeit gegeben, sich durchzuschmuggeln, aber hier gilt ein einfaches Prinzip: Wer nicht kocht, der hat auch nichts gekochtes auf dem Teller. Lernt man ebenfalls schnell.

 

Ein letztes Problem und seine glorreiche Lösung bliebe da noch. Kulinarische Werkstoffe wie Salz, Pfeffer, Öl etc. sind in heimischen Küchen eine Selbstverständlichkeit, weil sie einmal gekauft werden und Monate halten, finden sich aber im Gepäck des eher minimalistisch aufgestellten Backpackers selten. Hierbei ist man auf die Hilfe von den Hostels angewiesen. In den meisten dieser Einrichtungen steht eine Free-Food-Corner bereit, in der sich eben solche Zutaten finden. Entsprechend geht der erste Gang in einem neuen Hostel in die Küche (noch vor dem Klo!) um zu checken, wie es denn um die Ausstattung aussieht. Sind weder Gewürze, noch Öl vorhanden, dann ist es generell ein schlechtes Hostel. Kann kommen was will.

 

Und wenn man mal überhaupt keine Lust hat, den Kochlöffel zu schwingen, so gibt es auch dafür eine Lösung. Domino’s.

Diese in Deutschland nicht vorhandene Fastfood-Kette gehört zu den Orten, die jeder Backpacker mindestens zwei Mal im Monat aufsucht und bietet für den unglaublichen Preis von 5 NZ$ Pizzen in sättigender Größe an. Geschmacklich sind sie zwar nicht wirklich als solche erkennbar, aber das ist dinnieren unter Backpackern – zumindest in Neuseeland und Australien.

 

Sollte ich mich entscheiden, die Serie als solche weiterzuführen (vielleicht wenn mal wieder weniger spannende Tage hinter mir liegen), so könnt ihr euch auf Beiträge über Fortbewegung, Rucksackinhalt, Alltag u.v.m. freuen. Oder eben auch nicht freuen, die Beiträge kommen trotzdem.

 

Cheers aus einem weit entfernten Land. 

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