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Just another Day in Paradise

Dani, Dani, Alex. Dani, Alex, Dani. Alex, Dani, Dani. Man kann es drehen und wenden wie man will, es ist und bleibt kompliziert. Jaja, wer sich mit zwei Amerikanerinnen auf einen Hike begibt hat eben mit Problemen zu kämpfen, von deren Existenz er vorher nicht einmal wusste. Ein Bericht über fünf Tage kulturellen Austausch an den schönsten Stränden Neuseelands.

 

Bis jetzt dachte ich, die zeitdruckgetriebene Tortur bei The Pinnacles sei hart gewesen oder der steile  Aufstieg zum Mount Kariori oder die Besteigung des Mount Doom mit 15 Kilogramm Gepäck auf dem Rücken. Ich hatte ja keine Ahnung, was noch auf mich zukommen würde. Das war eine neue Form von „hart“. Das war nicht mein-Körper-macht-das-nicht-mehr-mit-hart. Aber ich wünschte, es wäre es gewesen.

Selbst die aufmerksamsten Leser meines Blogs haben von Dani noch nichts gelesen, geschweige denn gehört. Eigentlich eigenartig, schließlich dürfte meine werte 26-jährige Lieblingsamerikanerin wohl die Person sein, mit der ich am meisten Zeit verbracht habe. Das kommt nicht etwa daher, dass wir zusammen reisen, sondern – ich bin immer noch der festen Überzeugung, dass sie via NSA permanent meine Position bestimmt – daher, dass wir aus bislang ungeklärten Gründen (es gibt immerhin wilde Spekulationen) ständig in der gleichen Stadt landen. Weiß der Geier warum (oder eben auch nicht).

Auch Nelson machen wir in guter deutsch-amerikanischer Freundschaft seit jeher unsicher. Während Dani in einem Restaurant in der Stadt arbeitet, hat es mich für zumindest einen Tag in den Hafen zum Fische ausladen verschlagen. Zwischenfazit: Nach zehn Stunden Arbeit habe ich halb so viel Geld auf dem Konto wie sie nach über drei Wochen. Die Deutschen und ihr Management mal wieder….

Gemeinsam mit ihrer guten Freundin Danica – auch Amerikanerin – entschloss sich Dani vor Kurzem den in Neuseeland recht bekannten Abel-Tasman-Hike, einen der acht Great Walks, zu laufen. Das Unheil begann, als sie mich zum Mitkommen überredeten. In guter Deutscher Manier hatte ich mich bis ins Detail vorbereitet. Wetter aufgeschrieben, Gezeitentafel gecheckt (Strandspaziergang mit Niedrigwassersektionen), Essen geplant und gekauft, Route überblickt usw. Und ja, ich habe tatsächlich 6 Liter Wasser mitgenommen. Als hätte ich es kommen sehen. Bei einem kurzen Rucksackcheck vor der Wanderung stellte sich heraus, dass meine Überrationierung nicht ganz daneben war. Team USA war mit 0,5 Liter Wasser pro Person, einer kritischen Menge Nahrung, ohne Gaskocher und ganz viel Schokolade angetreten. Deshalb sollte ich also mit.

Die Wanderungen selber – jeden Tag lockere vier Stunden mit langen Pausen und höchstens kleineren Hügeln – gingen recht gut von der Hand. Ja, ich gebe es zu, es hat Spaß gemacht. Meine Befürchtungen von fünf Tagen „Girls Talk“ haben sich ebenso wenig bestätigt wie die Angst, dass wir aufgrund von Wassermangel schon am ersten Tag abbrechen müssen. Tatsaechlich entpuppte sich die Wanderung, die ich urspruenglich strandspaziergangsartig erwaretet hatte als anstaendiger Hike, der wenn schon nicht aufgrund hoher Berge, dann doch wenigstens aufgrund der Laenge von rund 70 Kilometern die ein oder andere Herausforderung mit sich brachte. Immerhin war ich aufgrund meiner ganz nuetzlichen Beinlaenge meiner Crew, die in der Hoehe ungefaehr so viel zu bieten hat wie ich in der Breite, in der Geschwindigkeit ueberlegen, sodass ich einen fuer mich gemuetlichen, langsamen Gang einlegen konnte, ohne dabei auf der Strecke zu bleiben. Dani hingegen – aller wissenschaftlichen Erkenntnisse nach das kleinste Mitglied unserer Gruppe – hatte spaetestens ab dem vierten Tag mit den klassischen Problemen der sogenannten Kurzbeiner zu kaempfen. Dies beinhaltet uebermaessige Anstrengung bei Anstiegen, schnelle Bewegungen, um die Nachteile der Schrittlaenge auszugleichen und daraus resultierend der Streik von Koerper und Geist. Der Titel des Berichts koennte genauso gut „Von den Vorteilen langer Beine“ lauten.

 

Abel-Tasman war meine erste Wanderung mit meinem Zelt im Gepäck und ich konnte schon schnell feststellen, dass diese Investition genau die richtige war. Abends nur wenige Meter vom Strand entfernt campen, Nudeln über dem Lagerfeuer kochen und dabei den sternklaren Himmel mit unzähligen weißen Punkten, mehreren Sternschnuppen, der Milchstraße und sogar Satelliten zu beobachten während im Hintergrund das Meer eine rauschende Harmonie zum besten gibt war eine so unbeschreibliche Atmosphäre, dass ich fast die Strapazen des Tages – ihr glaubt ja hoffentlich nicht, dass ich am nächsten Tag von der Aufgabe, Wasser und Verpflegung inkl. Geschirr und Gaskocher für die ganze Gruppe zu tragen befreit wurde – vergaß. Ach wie schön ist Panama….äh, Neuseeland natürlich. Mittags am Strand bei bestem Sonnenschein kochen und abends die Beine auf langen, weissen Sandbaenken ausstrecken ist nicht gerade ein Grund, traurig zu sein.

Schon fast ein bisschen wehmuetig musste ich an Tag fuenf feststellen, dass es Zeit wurde, die Heimreise anzutreten. Immerhin blieb die Genugtuung, dass ich der einzige war, der nach fast einer Woche Wandern noch eine weitere drauflegen koennte, waehrend das amerikanische Bataillon sich schwer keuchend ins Watertaxi, das uns bei hohem Wellengang mit einer Geschwindigkeit von 50km/h – ja, wir sind ein paar mal abgehoben. Nein, ich habe dem Captain nicht immer ganz vertraut – gen Ausgangspunkt befoerderte, retten konnte. Was bleibt ist ein Haufen Bilder und die Erinnerung an eine wunderschoene Wanderroute, hautnahen Kontakt mit Seerobben, – ich meine freilebend und so nah, dass wir bei unserer Klettertour mit dem Zweck, ein paar dieser Tiere zu finden, fast auf die sich brauenenden Kollegen getreten waeren, was nur durch deren drohendes Schreien verhindert wurde. Kein Scherz – abenteuerliche Stei-zu-Stein-Huepfereien auf Fluessen und unbeschreibliche Straende. Pflichtprogramm fuer alle, die nach Neuseeland reisen wollen. Und ja, es macht mit zwei Amerikanerinnen mehr Spass als alleine.

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