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Gefühlsachterbahn – die Zweite

In einer Metropole wie Auckland gibt es nur eine Konstante. Ein einziger Faktor, der all die Menschen, die hier sind verbindet. Eine Gemeinsamkeit aller Traveler, Touristen, manchmal sogar Einheimischen. Keiner ist freiwillig hier. Keiner.

Kommt man nach Neuseeland, so ist die 1,5-Millionen-Einwohner-Stadt meist das erste, was man zu Gesicht bekommt. Macht auch Sinn, schließlich verfügt die größte Stadt des Landes wenig überraschend auch über den größten Flughafen des Landes. Die dadurch entstehende Situation ist relativ schnell und einfach beschrieben. Auckland ist von Touristen überlaufen. Auckland ist aber keine Stadt für Touristen. Auckland ist auch keine Stadt für Traveler. Auckland ist eine Stadt, die man sofort wieder verlassen möchte. Keiner ist freiwillig hier.

 

Wer jetzt meint, ich übertreibe, der irrt gewaltig. Die flächenmäßig viertgrößte Stadt der Welt bietet Besuchern….nun ja, vielleicht nicht unbedingt nichts, aber doch ausgesprochen wenig. Es gibt einen Berg – Mount Eden – ein paar Inseln vor der Stadt und den CBD (Central Business District) mit dem, was die Neuseeländer eine Skyline nennen und dem Hafen. Ist nicht nichts, aber auch nicht viel.

Das große Problem an Auckland ist, dass es mich irgendwie immer wieder hier her zieht. Klar, auch ich bin anfangs hier gelandet. Nach meinem Northland-Trip musste ich das Kiwi-Los-Angeles zwangsweise passieren und wegen einem Jobinterview ein paar Tage bleiben. Mein Central-North-Island-Trip endete irgendwie auch wieder in Auckland. Wieder mal ein Jobinterview. Oder zwei.

 

Ihr seht schon, warum keiner freiwillig in Auckland ist, aber trotzdem alle hier her kommen. Hier gibt es Jobs. Arbeit. Geld.

Möchte man auf schlecht bezahlte Farmarbeit verzichten und sucht außerhalb jeglicher Saison (für Snowboardlehrer zu spät, für Aushilfekraft in Urlaubsregionen zu früh) nach einer Arbeitsstelle, so zieht es einen früher oder später in die Metropole. Die Menschen im Mittelalter sind in die Stadt, um Arbeit zu finden. Die Traveler aus dem 21. Jahrhundert haben irgendwie nichts dazugelernt.

 Der eigentliche Plan dieses Beitrags war, ihn ungefähr hier abzubrechen und unter dem Titel „Lästern über Auckland“ abzuschicken. Das hätte aber einen großen Teil der aktuellen Situation weggelassen. Meine aktuelle Situation.

 

Aufmerksame Leser (soll’s noch irgendwo geben) haben bemerkt, dass ich kurz vor meiner Rückkehr in die Menschenansammlung eine kleine Tour Richtung Süden gemacht habe (23 Stunden berichtete). Bedenkt man, dass von den 4,5 Millionen Einwohnern Neuseelands 1,5 Millionen in einer gewissen Stadt wohnen, was die Bevölkerungsanzahl für den Rest des Landes auf 3 Millionen reduziert, dann bekommt man eine ungefähre Vorstellung davon, wie eben dieser Rest des Landes wohl aussieht. Unberührte Natur. Menschenleere. Wälder. Wiesen. Kleine Siedlungen. Euer Reiseführer übertreibt nicht, es ist tatsächlich so!

Gerade als Dorfkind hat man die Eigenschaft, sich an die dadurch entstehende Ruhe zu gewöhnen. Man genießt es richtig, nicht den ganzen Tag Menschen um sich rum zu haben. Das Leben geht in aller Gelassenheit vonstatten. Man nimmt tiefe Atemzüge frischer Luft, fühlt sich lebendig und lässt den Blick genussvoll über die Landschaft schweifen.

 

Aufwachen, Auckland voraus! Menschen. Gedränge. Autos. Hupen. Sirenen. Hostelhochburgen und Skylineruinen. Business. Eile.

Die Regelung, dass man hier auch quer über die Straße laufen lässt, lässt an einigen Kreuzungen bei jeder Grünschaltung eine Massenwanderung unglaublicher Größe entstehen. Dreispurige Straßen, vollkommen überlaufen von Menschen. Gerade, wenn man beginnt zu verstehen, wie sich Leonardo Di Caprio in „The Beach“ bei seiner Rückkehr nach Bangkok gefühlt haben muss, beginnt man, nicht nur Auckland, sondern alle Städte dieser Welt zu verfluchen. Einfach nur noch raus. Der letzte Wunsch eines von Personen erdrückten Menschen.

Freiwillig? Nein, freiwillig kommt keiner nach Auckland. 

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