„Hey there! How ya doin‘ today?!” Die meistbenutzten Sätze im am weitesten von Deutschland entfernten Land sind schnell beschrieben und haben mehr Aussagekraft als man im ersten Moment vermutet. Viel mehr!
Zunächst einmal – das sollte jedem aufgefallen sein – handelt es sich um die gängige Begrüßung hierzulande. Weil die Kiwis (und auch die Traveler) so nette Leute sind, fügen sie der Begrüßung noch die Frage nach dem Gemütszustand hinzu. Und nett, ja nett sind sie, die Kiwis.
Redet man von der Freundlichkeit der Neuseeländer, so klingt das zunächst ebenso klischeehaft wie „Beim Reisen lernt man viel über sich selbst.“. Dieses Klischee ist aber nicht ganz unbegründet. Es stimmt tatsächlich, dass man hier einen sehr offenen Umgang miteinander pflegt. Da kommt es schon mal vor, dass man spät abends im Park einen Aucklander mit seinem Hund Gassi gehen sieht, und sich für die nächsten 30 Minuten unterhält, als kenne man ihn seit der Kindheit.
Aber auch die anderen Reisenden sind offene Menschen. Logisch, schließlich sind wir uns ja alle ziemlich ähnlich. Dadurch passiert es, dass man täglich 5-10 neue Menschen kennenlernt und ebenso viele „alte Bekannte“ verliert (weil sie weiterreisen). Den einen trifft man in der Küche und verabredet sich zum Bier abends, der bringt dann noch einen Freund mit, der wiederum kommt mit einer Freundin,……so bilden sich die verrücktesten Gruppen, die – weil wir ja alle international sind – sich aus den verschiedensten Ländern zusammensetzen. Martha aus Britannien, Edmond aus Frankreich, Isaac aus Kanada, Greg auch aus Britannien, Arthur ebenfalls Frankreich und zwischendrin Eve aus Deutschland. Dann kommt noch ein Australier hinzu, noch ein Brite (davon gibt es hier einige), einen Deutschen mischen wir auch noch rein. So ungefähr sehen die Gruppierungen hier aus. Und morgen, ja morgen ist schon wieder alles anders.
Ihr seid ein kleines bisschen verwirrt? Gut, denn ich bin es auch. Die letzten Tage in Worte zu fassen ist tatsächlich unheimlich schwierig – deshalb auch der Titel „Gefühlsachterbahn“. Man wacht morgens auf, merkt dass das Zimmer leer ist und fühlt sich einsam wie nie. Dann geht man in die Küche, trifft jemanden, verbringt mit „neuen Freunden“ den Tag und denkt, man habe den besten Tag des Lebens. Abends plötzlich wieder gemischte Gefühle und so weiter und so fort. So geht das jeden Tag.
Vollkommen überflüssig zu sagen, dass das Leben hier eine unglaubliche Dynamik hat. Im Leben gibt es eigentlich keine Konstante (das ist dann wohl der Unterschied wenn man zu zweit reist). Das macht das Leben schwierig – schließlich kann man sich auf nichts verlassen – aber ist gleichzeitig ein Gefühl unglaublicher Freiheit. Wie gesagt, es ist schwierig, das in Worte zu fassen.
Für alle, die jetzt noch verwirrter sind, als in der Mitte des Textes wäre hier noch ein kleiner Bericht, was ich so in den letzten Tagen eigentlich gemacht habe.
Der Flug nach Auckland war durchwachsen. Gemütliche Sitze, ausreichend Sitzabstand, gutes Essen, scheiß Entertainment-System! Ach ja, Turbulenzen. Ununterbrochen. Nicht empfehlenswert, wenn man schlafen will. Setzt euch mal in einen Bürostuhl, bittet jemanden, ununterbrochen daran zu rütteln und macht die Augen zu. So ungefähr war mein Flug.
Das Hostel in Auckland entpuppte sich von Beginn an als Glücksgriff. Auf sieben Stockwerken sammeln sich hier Backpacker aus aller Welt. Die ersten Kontakte werden schon im Zimmer – ein 12-Bett-Zimmer – geknüpft.
Die verbleibenden Tage bis heute bestanden dann aus richtig viel Action. Man macht touristenähnliches Sightseeing (auch wenn die Stadt dazu nicht ganz gut geeignet ist) wie auf den Mount Eden klettern, den Sky Tower ansehen und an den Hafen laufen, aber lebt sich auch ein, indem man einen Handyvertrag abschließt, eine Steuernummer beantragt und sich für Jobs bewirbt. Letzteres ist gar nicht so leicht, denn die Bewerbung läuft vollkommen (wer hätte es gedacht?) auf Englisch ab. Sprich man muss einen landestypischen Lebenslauf erstellen, ein englisches Anschreiben usw. Was schon in der eigenen Muttersprache lästig ist, macht hier noch weniger Spaß.
Heute – es ist übrigens ein Sonntag – haben wir uns für einen Tagestrip ein wenig von Auckland entfernt und sind mit dem Van von Freunden an einen Ort namens Piha gefahren. Dieser zeichnet sich nicht nur durch den atemberaubenden Strand aus (Bilder dazu gibt es übrigens in der Galerie oben; Erklärung dazu siehe ganz unten), sondern auch durch die Tatsache, dass nur wenige Meter hinter eben diesem Strand eine Art Dschungel beginnt, der neben sehr vielen Bäumen auch einen wunderschönen Wasserfall beinhaltet. Bilder sagen mehr als tausend Worte, deshalb verweise ich noch einmal an die Galerie oben und versuche nicht zu beschreiben, was nicht zu beschreiben ist.
Obwohl ich noch ein paar Bewerbungen in Auckland am Laufen habe, werde ich die Stadt morgen früh mit dem Bus Richtung Norden verlassen. Je nachdem, ob ich zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen werde oder nicht, kann es sein, dass ich schon mit dem nächsten Bus (Mittwoch) wieder in die Metropole komme, aber eben auch, dass ich fürs erste im sogenannten Northland bleibe. Mal schauen. Ich habe keinen Plan. Aber ist das nicht der Grund, warum wir reisen?
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