Um ehrlich zu sein waren die letzten Tage genauso wenig spannend wie es die nächsten sein werden. Dass es mich wieder nach Auckland verschlagen hat, habe ich ja schon mal am Rande angedeutet.
Die Tage hier sind lang und die Beschäftigungsmöglichkeiten gering. So ziemlich alle, die in Auckland bleiben, haben einen Job, weshalb man den Tag über prinzipiell gesehen alleine ist.
Irgendwas muss ich aber berichten, weshalb ich mich entschlossen habe, meine vor einigen Tagen gestartete Reihe „Aus dem Leben eines Backpackers“, welche inzwischen auch eine eigene Kategorie im Menü hat, fortzusetzen.
90% der Backpacker in Neuseeland verbringen 80% ihrer Nächte in Hostels. [Anmerkung 2 Jahre später: Den Eindruck bekommt man tatsächlich nur, wenn man ausschließlich in Hostels unterwegs ist. Ein großer Teil campt mit Campervan oder Zelt] Es ist vielleicht nicht die günstigste, dafür aber die flexibelste Art, ein Bett zum Schlafen zu finden.
Generell haben Hostels mehrere Zimmerkategorien zur Verfügung. Das reicht vom Dorm – also dem gemeinsamen Schlafsaal für 4, 6, 8, 10 oder 12 Personen – bis hin zum Privatzimmer Ensuite. Letzteres erfreut sich eher geringer Beliebtheit und wird gerne mal von Familien, die keine Ahnung haben, was sie sich damit antun, genutzt.
Die Dorms hingegen sind immer gut gefüllt, meist sogar vollständig ausgebucht. Kostentechnisch muss man mit mindestens 20$ im 12-Bett-Dorm (oder eben dem günstigsten Dorm des Hostels) rechnen, wobei die genannten 20$ eher die Ausnahme bilden. 24$ wäre hierbei wohl eher als Durchschnittspreis zu nennen, manchmal sogar bis zu 26$.
Je nach Personenanzahl steigt der Preis um 3-4$. Fallen für einen 12-Bett-Dorm 24$ an, muss man bei 10 Betten mit 27$ rechnen.
Da der durchschnittliche Backpacker finanziell eher schwach ausgestattet ist – die Untertreibung des Jahrhunderts – fragt man bei der Reservierung generell nach dem günstigsten verfügbaren Zimmer. Man könnte uns wahrscheinlich sogar einen Platz im Flur verkaufen, wenn der nur 15$ kosten würde.
Eine weitere Standard-Regel, die hier im ganzen Land gilt, ist, dass um 14 Uhr Check-In und um 10 Uhr Check-Out ist. Und Alkohol – das ist vielleicht ein bisschen ungünstig – darf in 90% aller Hostels weder gelagert, noch getrunken werden. Offiziell zumindest.
Die Betten – auch das ist überall gleich – sind zweistöckige Hochbetten, wobei es nicht zu raten ist, vor dem „Bettpartner“ den Schlafgang anzutreten. Wer das obere Bett erwischt, wird in dem Moment, wenn sich derjenige, der das untere Bett beherrscht, zum Schlafen rüstet, ein Erdbeben erleben, das stark genug ist, um eine Flutwelle auszulösen, die fähig ist, ganze Kontinente zu überspülen. Kein Scherz, ist wissenschaftlich bestätigt.
Landet man nun in einem 12-Bett-Dorm, so ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich hoch, dass unter den anderen 11 Zimmergenossen einer ist, der seinen Schlafzustand ganz gerne anderen mitteilt und deshalb durch entsprechende Laute verkündet, dass er ins Land der Träume abgesunken ist. Ein unangenehmer Zustand für alle anderen im Zimmer, der sich jedoch durch zwei geniale Techniken ganz simpel lösen lässt.
Wer schnarcht schläft. Logischerweise muss man also schlafen, um zu schnarchen. Da liegt es nahe, die schnarchende Person einfach durch ein lautes Klatschen in die unsere Welt zurückzuholen. Zugegebenermaßen, das weckt auch alle anderen im Zimmer auf, aber danach ist zuverlässig und zumindest mittelfristig Ruhe. Sollte einem genug Zeit geben, um vor dem Störenfried einzuschlafen.
Die zweite der genialen Lösungen ist weniger störend für andere Zimmergenossen und hält die ganze Nacht durch. Ohrstöpsel sind von Zeit zu Zeit einfach unabdingbar. Diese genialen kleinen Teile stopfen das gesamte Ohr so gut aus, dass man weder schnarchende Mitbewohner, noch Frühaufsteher hört und ganz gelassen durchschlafen kann. In der Theorie zumindest. Die Realität sind dann zumindest in meinem Fall so aus, dass mein schlafender Doppelgänger es scheinbar gar nicht leiden kann, Objekte im Gesicht zu spüren und sich ganz professionell sowohl von den Ohrstöpseln als auch von der ebenfalls eigentlich unabdingbaren Schlafmaske befreit.
Woran man sich einfach gewöhnen muss, ist die Sache mit den Decken. Bettwäsche besteht normalerweise aus einem Überzug, einem Kopfkissen und zwei Decken. Eine Dicke und eine, die eher wie ein Leintuch aussieht.
Für an sich wäre es angebracht zu denken, die dicke Decke sei für kalte, die andere hingegen für warme Nächte. Ein tödlicher Gedanke.
Die Realität sieht vielmehr so aus, dass die dünne Decke generell benutzt werden soll und frisch gewaschen ist – im Gegensatz zum dicken Pendant. Wer das nicht weiß findet es schnell heraus, weil Flecken und komische Gerüche bei den Warmhaltern durchaus zum Standard-Repertoir gehören.
Zu guter Letzt wäre da noch die Sache mit dem Aufstehen. Nach einer langen, erholsamen Nacht, freut man sich doch immer, wenn man zu angebrachter Stunde das Bett verlassen kann.
Klappt nicht. Von 12 Leuten haben 8 einen Job und stehen um 5, 6, 7 oder 8 Uhr auf, zwei checken aus und beleben die Zeit zwischen 9 und 10 Uhr und die verbleibenden Kandidaten haben eine lange Nacht hinter sich und würden gerne bis 11 Uhr ausschlafen. Wisst ihr noch, was ich bezüglich der Betten und dem Erdbeben gesagt habe? Ist beim Aufstehen nichts anderes.
Trotz all der kleinen Unannehmlichkeiten – man gewöhnt sich mit der Zeit daran – ist und bleibt das Hostel die beliebteste Art zu übernachten. Mal ehrlich, was will man schon für 20$/Nacht erwarten?
Sei der Erste der einen Kommentar abgibt