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Abschied aus Hong Kong

Endlich habe ich mal das gemacht, worauf ihr alle gewartet habt. Etwas, das man in China gemacht haben muss. Ich habe einen sehr unappetitlichen Teil eines Tieres gegessen. Ohren. Ja, richtig geraten, ich war portugiesisch essen. Aber jetzt erst Mal halb lang.

Als ich mich das letzte Mal gemeldet habe, hatte ich gerade erst meinen ersten Tag in Hong Kong hinter mir. Inzwischen sind drei weitere vergangen und ich sitze schon im Flugzeug nach Auckland.

Der Sonntag war noch ausgesprochen unspektakulär. Nachdem ich mir samstags Hong Kong Island angesehen habe, bin ich am siebenten Tag zunächst mal in Kowloon geblieben. Auch hier gibt es einiges zu entdecken – zum Beispiel die chinesische Version des Walk of Fame – die Avenue of Stars – die genau wie das Original in Los Angeles für an sich ziemlich langweilig ist (auf dem Boden gemalte Sterne sind einfach nicht interessant). Im Gegensatz zu den Amis, hatten die Chinesen allerdings die Güte, auf Leute wie mich zu achten und uns mit einem großartigen Blick auf die Skyline zu entschädigen. Die Avenue of Stars bildet nämlich gleichzeitig die längste nennenswerte Uferpromenade in Kowloon.

Natürlich standen auch weitere klassische Touristenattraktionen wie der Ladies Market, der Star Ferry Pier, Kowloon Park oder eben später bei Nacht der Night Market an. Alles schön zu sehen, aber darüber stundenlang zu schreiben – darauf verzichte ich mal.

Abends wollte ich – um im Gegensatz zu Hong Kong Island, wo mir ständig ein Pier die Sicht versperrte – irgendwo auf der Avenue of Stars einen geeigneten Platz für den Sonnenuntergang suchen, wobei ich meine Reise am Star Ferry Pier begann. Wie sich herausstellte gibt es diese geeignete Stelle – obwohl die gesamte Straße zu dieser Zeit von Touris überladen ist – nicht, weil eben genannter Pier so schlecht platziert ist, dass er immer vor der Sonne steht (vom Kowlooner Ufer aus jedenfalls). Auf der Suche nach einer spontanen Alternative kam mir relativ schnell, aber trotzdem zu spät, die Idee, die sogenannte Wai Chin Fähre zu nehmen und die Promenade vor dem Excibition Center aufzusuchen. Zu spät war die Idee aus dem simplen Grund, dass der Sonnenuntergang schon so weit fortgeschritten war, dass ich seiner Vollendung vom Inneren des Piers aus folgen musste.

Trotzdem bereute ich es nicht, diesen Weg genommen zu haben. Schon allein die Fährfahrt trumpft mit einer Aussicht auf beide Ufer auf, die Promenade bringt das Ganze dann auf den Höhepunkt. Schnell war entschieden, dass das der Platz sein sollte, um mir die Lasershow anzusehen.

Kurz zur Lasershow: Das wohl größte und bekannteste Highlight in Hong Kong ist eine täglich um 20 Uhr stattfindende Vorstellung, bei der von vielen Gebäuden Laserstrahlen in den Himmel geschickt werden. Passend dazu gibt es Musik, welche auf der genannten Promenade über Lautsprecher präsentiert wird. Wer sich Bilder dazu ansieht, wird einen Eindruck bekommen, warum die größte regelmäßig stattfindende Lasershow der Welt täglich viele tausend Besucher an allen Ufern der Stadt anlockt.

Es wurde dunkel, es wurde hell. Vierter Tag. Es zog mich raus aus Hong Kong und rein in die Spielerstadt Macao. Noch nie davon gehört? Gut, ich vor 2 Monaten auch nicht. Kein Problem, Lehrer ist im Zimmer. Hinsetzen, Lauscher spitzen, Kulturstunde.

Macao ist eine Sonderverwaltungszone westlich von Hong Kong gelegen. In der Praxis bedeutet das für Touristen, dass man aus Hong Kong ausreisen, später in Macao einreisen und abends das Spiel rückwärts wiederholen muss. Ähnlich wie das bis 1996 zu Großbritannien gehörende Hong Kong, war Macao bis 1997 portugiesische Kolonie (vielleicht auch 1998, hier im Flugzeug hat man so schlechten Internetempfang und kann das nicht recherchieren). Aus dieser Zeit sind noch einige Bauwerke und Restaurants (falls ihr euch noch an die Einleitung erinnert) geblieben, was aber noch lange nicht die Hauptattraktion ist. In den letzten 10-15 Jahren wurde Macao nämlich nach dem Vorbild Las Vegas‘ zu einer riesigen Spielerstadt aufgebaut. Die Menge an Hotels und Casinos übersteigt die der amerikanischen Wüstenstadt inzwischen jedoch bei weitem und bietet über die gesamte Stadt die Möglichkeit, Geld zu verzocken.

Wo wir gerade bei Unterschieden zu Las Vegas sind: Zwei sind ganz zentral. Zunächst wäre da der, dass die Hotels in Macao nicht zu vergleichsweise günstigen Preisen verscherbelt werden, um die Leute in die Casinos zu locken, sondern bei 2500HK$-3000HK$ pro Nacht und Person erst anfangen. Der zweite – daran merkt man dann auch, dass dieses Konzept aufgeht – besteht darin, dass die ebenfalls thematisch aufbereiteten Hotelhochburgen nicht nur Fake sind. Es ist nicht wie in Las Vegas, wo man nur gegen eine Säule klopfen muss, um festzustellen, dass sie hohl ist. Die Hotels hier trumpfen mit enorm teuren Materialien und Ausstellungsstücken auf. Das eine präsentiert den unter gewissen Umständen größten Diamanten der Welt neben riesigen Skulpturen aus Elfenbein, das andere 88 Kilogramm Gold, welche in den Boden eingelassen wurden. Allein der Eingangsbereich des Venetian (ja, das gibt es auch hier) bringt es auf einen Gesamtwert von 1 Mrd. HK$.

Macao ist über mehrere Wege zu erreichen, wobei der mit dem Speedboot neben dem über eine Autobrücke wohl der populärste ist. Diese für 100-300 Personen (grobe Schätzung) ausgelegten Schiffe bringen einen innerhalb einer Stunde wahlweise von Hong Kong Island oder Kowloon aus in die schillernde Spielerstadt – mit 75 Km/h!

Für meine Reise, zu der mich Mr. Kwan, ein Geschäftspartner meines Vaters, einlud, war der Wasserweg optimal. Nach der Ankunft in Macao ist die Weiterreise ausgesprochen einfach, weil jedes Hotel kostenlose Shuttlebusse anbietet, sodass man sich ohne weitere Kosten in der Stadt fortbewegen kann.

Nachdem wir dem Tag über chinesische Hotels, portugiesische Bauwerke und Einkaufsstraßen und riesige Casinos besichtigt hatten, entschieden wir uns, abends das Essen der ehemaligen Besatzer zu probieren. Und ja, da gehörten unter anderem Schweinsohren (nicht die Dinger, die man beim Bäcker bekommt) dazu.

Nach unserer Rückreise stand für mich noch eine kleine Verabredung an. Ihr wisst ja wie verrückt manchmal der Zufall sein kann. Dieses Mal war er mehr als nur verrückt.

Einen Tag vorher hatte einer meiner Fußballkollegen eine entscheidende Nachricht in unsere Mannschafts-Whatsapp-Gruppe geschrieben – wie sich später herausstellte aus Versehen. Sie bestand aus einem Screenshot einer Website, den ich aber erst Mal ignorierte. Als ich später meine Nachrichten anklapperte kam mir dieses Exemplar unter die Augen. Der Screenshot beschrieb den Weg von irgendeinem Flughafen zu irgendeinem Hotel. Irgendetwas veranlasste mich dazu, mir den Text durchzulesen, wobei ich mich irgendwie an irgendetwas erinnert fühlte. Buslinie A21, 14. Ausstieg, Nathan Road. Schnell bemerkte ich, dass das exakt meine Busfahrt zum Hotel gewesen war. Es stellte sich heraus, dass eben dieser Fußballkollege nicht nur ebenfalls in der Stadt, sondern sogar im Nachbarhotel war.

Den Rest des Abends und den nächsten Tag verbrachte ich dann mit ihm – nennen wir ihm ab hier mal aus gegebenem Anlass Sebastian – und einem Kommiliton – Dominik. Endlich konnte ich mal mit meinem neu gewonnenen Hong Kong-Kenntnisse auftrumpfen und den Reiseführer spielen.

Als es schließlich Dienstagnachmittag wurde, wurde es Zeit für mich, die Fliege zu machen. Das mit dem Abflug ist in Hong Kong ganz geschickt und technisch hochmodern gelöst (Chinesen eben). Es gibt einen Zug – den Airport Express Train – der von der Innenstadt innerhalb von 20 Minuten bis an  den Flughafen fährt. Das Besondere an der ganzen Sache ist, dass man schon bei der Abfahrt eincheckt und sein Gepäck aufgibt, wahlweise Stunden vor Abflug. Da ich mein Gepäck schon morgens aufgegeben hatte, konnte ich bis eine Stunde vor Boardingbeginn warten, um mich noch in der Stadt umzusehen. 1,5 Stunden vor Abflug – normalerweise muss man jetzt zwecks Check-In schon am Flughafen sein, setzte ich mich in den AET und war um 18.05 Uhr am Flughafen. Gut, ein bisschen eng war es prinzipiell gesehen schon, schließlich sollte unser Gate um 18.50 Uhr schließen und ich hatte noch die Sicherheits- ferner Passkontrolle vor mir. Da aber auch das in chinesischer Geschwindigkeit abläuft, dauerte es gerade mal 17 Minuten (!), bis ich im Duty-Free-Bereich war. Genial!

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